Alles eine Frage der Organisation, meinen Eltern, die es aus Erfahrung wissen müssen. Zwillinge sind doppelt so teuer wie andere Babys – das ist aber wirklich der einzige Nachteil, den sie haben” lacht Claudia, als sie über ihr inzwischen elfmonatiges Leben mit dem Pärchen nachdenkt. „Bei Großeinkäufen von Babykleidung in Geschäften frage ich inzwischen nach einem Rabatt wegen doppelter Abnahme – sehr oft kommen mir die Geschäftsleute hierbei entgegen.”
Genervt von den Mitmenschen, die ihr immer wieder einreden möchten, wie stressig ihr Leben mit Zwillingen sein muss, fühlt sich hingegen Janina. Sie hat in den sieben Monaten als stolze Zwillingsmutter gelernt: „Es ist alles Einstellungssache – und den größten Stress macht man sich doch selbst!” Oder eben nicht, wie Janina mit einigem Stolz von sich behaupten kann: „Mittags halten die beiden circa zwei Stunden Mittagsschlaf. Die nutze ich, um den Haushalt zu erledigen oder mich einfach mal mit einer Zeitung in den Sessel zu setzen. Außerdem esse ich gut, trinke viel und bin rundum glücklich. Ich denke, das spüren die Kinder auch, denn sie sind sehr ruhig, gelassen und lieb.” Wie viele Zwillingsmamas hat sie die nötige Gelassenheit entwickelt und gelernt, ihre Zeit mit und ohne Babys optimal zu nutzen. Denn es will schon etwas heißen, zwei gleichaltrige Kinder täglich ungefähr sechsmal zu wickeln, mindestens ebenso oft zu füttern und zu beruhigen. Eines schreit vielleicht, während das andere gefüttert oder gewickelt wird. Mit der Zeit stellt sich aber Routine ein. Außerdem: je älter die Zwillinge werden, desto selbstständiger werden sie und spielen intensiv miteinander. Das wiederum entlastet die Mutter und gibt ihr Freiräume, die andere Frauen nicht haben.
Wer an sich den Anspruch stellt, alles perfekt zu machen und wie früher möglichst noch jedes Nachthemd zu bügeln, der wird verzweifeln. Als junge Mutter und erst recht als Zwillingsmutter sollte man auch einmal fünf gerade sein lassen und sich nicht unter den Druck setzen, jederzeit allen hundertprozentig gerecht werden zu können. Die eigene Mutter oder Schwiegermama, Verwandte, Nachbarn, Freunde – sie alle können um praktische Dienstleistungen gebeten werden, damit der Alltag mit den lieben Kleinen ihrer Mutter nicht über den Kopf wächst. An vorderster Front der Hilfsbereiten wird natürlich in den meisten Fällen der Vater stehen. Er sollte möglichst in den ersten Wochen nach der Geburt seiner Kinder Urlaub nehmen und sich auch sonst am Haushalt und der Betreuung der Zwillinge beteiligen. Z
Einen Bereich gibt es allerdings, bei dem selbst Väter passen müssen, dem Stillen. Zwillingsmütter brauchen sich keine Sorgen zu machen, ob ihre Milch für beide reicht. Denn beim Stillen regelt die Nachfrage das Angebot. Ganz egal, ob die Frau ihre Kinder gleichzeitig stillt oder jedes einzelne hintereinander – beides ist möglich, solange die Kinder gleich gut gedeihen. Gleichzeitiges Stillen spart Zeit und regt die Milchbildung besonders gut an, vorausgesetzt, die Kinder haben auch gleichzeitig Hunger. Viele Mütter kommen aber besser zurecht, wenn sie ihre Kinder einzeln an beiden Seiten stillen oder wenn jedes Kind seine Brust erhält. Wofür sie sich im Einzelfall entscheidet, ist eine Frage der persönlichen Vorliebe und der Organisation des Alltags. Susan, Mutter von vier Monate alten Zwillingsjungen hat diese jedenfalls perfekt im Griff : „Nach einigen Wochen Stillerfahrung bin ich mit Hilfe des Stillkissens in der Lage, beide gleichzeitig zu stillen und dabei die meiste Zeit freie Hände zu haben. So kann ich während des Stillens telefonieren, etwas lesen oder auch einfach ausspannen. Den größten Vorteil sehe ich darin, nachts stillen zu können. Man kann die Kinder so schnell beruhigen und selbst wieder schlafen.”
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