Eifersüchtig auf das Baby

Ein beleidigtes Kind steht vor einer schwangeren Frau

Das zweite Kinderzimmer ist eingerichtet, der Bauch wächst und die Vorfreude ist groß: Mit Spannung erwartet die kleine Familie das neue Geschwisterchen. Und dann ist das Baby endlich da! Doch bei der Pflege des Familienzuwachses verlieren die Eltern die Bedürfnisse des größeren Kindes schnell aus den Augen. So kann es passieren, dass der Erstgeborene in dem Baby einen Rivalen sieht und mit Eifersucht auf das Nesthäkchen reagiert.

Der „entthronte“ Erstgeborene

Dies ist eine normale Reaktion: Durch den Familienzuwachs muss sich der Erstgeborene auf eine neue Situation einstellen: Vorher war ihm die ganze Aufmerksamkeit der Eltern sicher, nun verlangt auch das Baby Zuwendung. Experten bezeichnen diesen Vorgang als Entthronung. Die Eifersucht drückt dabei die Unsicherheit der älteren Kinder aus. Sie haben Angst, dass das neue Baby ihnen die Liebe der Eltern wegnimmt. Nehmen Sie diese Angst ernst.

Während der Schwangerschaft sollten Sie das Kind auf das Geschwisterchen vorbereiten. Bei Kindern unter zwei Jahren sprechen Sie am besten ein paar Wochen vor der Geburt über den Nachwuchs. Führen Sie das Kind sanft in seine neue Rolle als größerer Bruder oder Schwester ein.

Ist Ihr Kind schon älter, erklären Sie ihm, dass in Ihrem Bauch ein Geschwisterchen wächst. Dafür gibt es beispielsweise schöne Bilderbücher, die die neue Situation anschaulich erklären. So ist das Kind vorbereitet, wenn Sie mit dem Baby nach Hause kommen. Das mindert die Eifersucht.

Tipps um die Eifersucht zu mindern

Wenn das Baby da ist, braucht es selbstverständlich viel Aufmerksamkeit: Die alltägliche Pflege raubt den Eltern viel Zeit, die sie vorher dem größeren Kind widmeten. Das gilt für viele als tiefer Einschnitt in das bisherige Leben, der sie verunsichert. Denken Sie sich am besten schon vor der Geburt einen Fahrplan aus. Dabei sollte die ganze Familie zusammenarbeiten.

Der Vater übernimmt am besten einige Zeit vor der Geburt mehr Aufgaben in der Kindererziehung. Er könnte das Kind zu Bett bringen oder viel mit ihm unternehmen. Damit hat die Mutter später den Rücken frei, um sich um das Neugeborene zu kümmern. Oder der Vater übernimmt Aufgaben wie Wickeln und die Mutter spielt derweil mit dem Größeren. So fühlt sich das ältere Kind nicht vernachlässigt.

Tipp: Beziehen Sie den Erstgeborenen in die Pflege des Babys mit ein. Beispielsweise kann das Kind einen Strampler aussuchen, beim Eincremen helfen oder Fläschchen geben. Ein weiterer Eifersuchtsfaktor: Wenn das neue Baby da ist, bestaunen alle erstmal den neuen Erdenbürger. Bitten Sie Ihren Besuch, auch dem älteren Kind Aufmerksamkeit entgegenzubringen. Das Kind kann beispielsweise den Besuch empfangen und das Baby vorstellen.

Wenn der Ältere den Kleinen zwickt

Je nach Charakter oder Alter reagieren die Kinder unterschiedlich. In einigen Fällen entwickelt das ältere Kind trotz aller Versuche seitens der Eltern Eifersüchteleien: So entlädt sich der Frust in Gemeinheiten gegenüber dem Baby, es wird vom großen Bruder oder der großen Schwester gezwickt und geschlagen. Da müssen Eltern eingreifen und dem Kind klarmachen, dass sie das nicht dulden. Das ältere Kind kann auch in alte Gewohnheiten zurückfallen und will beispielsweise wieder gestillt werden.

Dann kämpft es ebenso um die Aufmerksamkeit der Eltern. Zwei- bis Vierjährige begreifen die Situation als besonders bedrohlich. Sie können anders als ältere Kinder nicht verstehen, dass der Zuwachs ihnen keine Konkurrenz um die Liebe der Eltern macht. Reagieren Sie gelassen auf diese Eifersucht und versuchen Sie die Situation Ihres Kindes zu verstehen.

Bei Eifersucht Ruhe bewahren!

Vergessen Sie nicht: Das Kind muss viel lernen, um sich mit der neuen Rolle als große Schwester oder großer Bruder zu Recht zu finden. Erklären Sie dem Kind anhand von Babyfotos, dass es selbst einmal so klein war und genauso viel Hilfe gebraucht hat. Planen Sie extra Spielzeiten mit dem Kind ein. Ein Elternteil kann beispielsweise mit dem Erstgeborenen Ausflüge ohne das Baby unternehmen.

Idealerweise fallen mit der Geburt des Geschwisterchens nicht neue Ereignisse zusammen – beispielsweise der Eintritt in den Kindergarten. Dann fühlt der Erstgeborene sich schnell „abgeschoben“. Behalten Sie die Alltagsroutine, um das Kind nicht zu verunsichern. Falls die Eifersucht des Kindes überhand nimmt und Sie sich überfordert fühlen, suchen Sie am besten eine Erziehungsberatungsstelle auf.

Von Lisa Mayerhofer

Foto oben von: © Oksana Kuzmina – Fotolia.com

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Kategorien: Familie