Weltmeister bei der Kariesvorsorge

Deutschland ist Weltmeister in der Kariesvorsorge.

Wo lauern Zuckerfallen? Gibt es Kariesfamilien? Und ab wann sollen Kinder ihre Zähne putzen? Darüber sprach die Neue Apotheken Illustrierte mit Dr. Reiner Kern, Pressesprecher der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung.

Stimmt es, dass Karies in Deutschland immer seltener auftritt?

Kern: Ja. In den letzten zwanzig Jahren hat sich Deutschland im internationalen Vergleich vom Schmuddelkind zum Klassenprimus gemausert. Anfang der achtziger Jahre hatte ein 12-Jähriger noch durchschnittlich etwa sieben Zähne mit Karies, heute liegt der Wert bei 0,7. Das ist Weltspitze.

Wie sind wir denn Weltmeister geworden?

Kern: Zum einen achten Eltern und Kinder mehr auf gesunde Zähne. Zahnärzte besuchen zur Gruppenvorsorge Kindergärten und Schulen und zeigen, was man tun kann, damit Karies überhaupt nicht entsteht. Zum anderen übernehmen die Krankenkassen heute Leistungen zur Einzelvorsorge in der Zahnarztpraxis, zum Beispiel die Anleitung zur richtigen Zahnpflege oder spezielle Schutzmaßnahmen.

Welche Schutzmaßnahmen meinen Sie?

Kern: Vor allem die Versiegelung der Zähne. Wenn die bleibenden Backenzähne durchkommen, sind sie anfällig für Karies, besonders an den Kauflächen. Der Zahnarzt kann die Kauflächen mit einem speziellen Lack versiegeln, so dass Karies dort keine Chance hat. Dies dauert nur wenige Minuten und tut auch nicht weh.

Leider gibt es Risikogruppen. Ein Zehntel der Zwölfjährigen besitzt 60 Prozent aller Karieszähne. Oft haben sie einen schwierigen sozialen Hintergrund. Es ist nicht einfach, an diese Familien heranzukommen, weil sie nicht regelmäßig in die Zahnarztpraxis kommen. Oft besuchen die Kinder keinen Kindergarten, wo wir bereits über die Kariesgefahren aufklären. Oder die Eltern sprechen schlecht deutsch, was den Kontakt zusätzlich schwer macht.

Welche Tipps haben Sie, um Karies zu verhindern?

Kern: Mit dem Zähneputzen anfangen, sobald der erste Zahn zu sehen ist. Die Kinder sollten auch früh lernen, die Zahnbürste selbst zu verwenden. Aber bis die Kinder richtig schreiben können – erst dann ist die Feinmotorik ausreichend entwickelt – müssen die Eltern gründlich nachputzen. Und ab dem zweiten Lebensjahr zweimal im Jahr die Zähne ihrer Kinder von einem Zahnarzt kontrollieren lassen.

Sollten Kinder vollständig auf Süßigkeiten verzichten?

Kern: Kinder lassen sich nicht komplett von Zucker fernhalten. Lollis oder Schokolade schmecken einfach zu gut. Das Entscheidende ist: Die Zuckerattacke möglichst kurz halten. Also lieber, wenn die Gier einmal groß ist, eine halbe Tafel Schokolade auf einmal essen als alle halbe Stunde ein Stückchen. Denn vor gelegentlichen Zuckerattacken kann der Speichel die Zähne noch schützen.

Wie sieht es mit versteckten Zuckerfallen aus?

Kern: In Schokolade oder im Lolli steckt Zucker, das weiß jeder. Aber auch Chips, Ketchup oder Fertigsaucen enthalten reichlich Zucker. Außerdem greifen Zucker und Säuren in Getränken die Zähne an. Das gilt nicht nur für Limonaden, sondern auch für viele Instant-Kindertees und Fruchtsäfte. Letztere trinkt man am besten als Schorle. Und die Kinder nicht mit der Nuckelflasche herumlaufen lassen, sondern sie trinken lassen, wenn sie Durst haben. Und dann die Flasche oder den Becher wieder wegstellen.

geschrieben von: Neue Apotheken Illustrierte

Foto: © underdogstudios – Fotolia.com

Kategorien: Gesundheit