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  Mittelohrentzündung: Das tut richtig weh

Sandra M. kann ein Lied davon singen. „Schon im ersten Lebensjahr machte unsere kleine Annika vier Mittelohrentzündungen durch. Jedes Mal höllische Schmerzen, schlaflose Nächte – und schließlich Antibiotika”, erinnert sich die Mutter der heute Vierjährigen zurück. „Das Übel ließ erst nach, als uns der Arzt vor einem Jahr zur Entfernung der Rachenmandeln riet. Seit die Polypen raus sind und Annika viel besser durch die Nase atmen kann, sind glücklicherweise auch die schrecklichen Ohrenschmerzen selten geworden.” Die kleine Annika ist kein Einzelfall. Bis sie in den Kindergarten kommen, haben die meisten Kids bereits Bekanntschaft mit der Otitis media, wie die Mittelohrentzündung in der medizinischen Fachsprache heißt, gemacht. Oft kommt es im Rahmen einer Erkältung oder einer virusbedingten Kinderkrankheit (z. B. Masern) zum Angriff auf die Ohren: Keime gelangen durch den Verbindungsgang zwischen Ohr und Nasen-Rachen-Raum ins Mittelohr und lösen hier die Entzündung aus. Meist sind Bakterien die Verursacher einer Mittelohrentzündung.


Fieber und Schwindel


Im empfindlichen Mittelohr sorgen die Erreger für heftige, stechende oder pochende Schmerzen, die kleinen Patienten leiden oft unter vermindertem Hörvermögen. Manchmal wird die Mittelohrentzündung von Schüttelfrost, Fieber und Schwindel begleitet – betroffene Kinder fühlen sich richtig krank. Babys greifen sich auffällig oft ans Ohr und sind weinerlich. Die Ansammlung eitriger Flüssigkeit im Mittelohr kann so stark aufs Trommelfell drücken, dass es schließlich einreißt. Blut und Eiter fließen dann aus dem erkrankten Ohr. Positiver Effekt: Die höllischen Schmerzen lassen schlagartig nach. Und das Loch im Trommelfell, das auf jeden Fall ärztlich begutachtet werden sollte, heilt meist innerhalb von 14 Tagen wieder ab. Ganz klar: Bei Vedacht auf eine Mittelohrentzündung gehören die kleinen Patienten schnellstmöglich in die Praxis des Kinderarztes. Eine Untersuchung mit dem Ohrenspiegel gibt dem Mediziner Aufschluss darüber, ob es sich tatsächlich um eine Otitis media handelt. In aller Regel verordnet der Arzt dann Nasentropfen. Sie bewirken, dass das Mittelohr wieder besser belüftet wird und sich die „verstopfte” Ohrtrompete öffnet. Mithilfe von Zäpfchen oder Saft (z. B. mit dem Wirkstoff Paracetamol oder Ibuprofen) können die Schmerzen gelindert und das Fieber gesenkt werden.


Antibiotika – oft unvermeidbar


Sehr häufig muss die Mittelohrentzündung auch mit Antibiotika ursächlich bekämpft werden. Diese Medikamente sorgen dafür, die Bakterien unschädlich zu machen. Dies ist auch notwendig, um Komplikationen vorzubeugen. Wird die Mittelohrentzündung nämlich nicht richtig behandelt, besteht die Gefahr, dass die Entzündung auf die angrenzenden Knochen übergreift. Schlimmstenfalls kann sich die Entzündung auch auf die Hirnhäute ausdehnen und eine Meningitis nach sich ziehen. Verordnet der Arzt also Antibiotika, so ist diese Maßnahme meist unerlässlich. Gut zu wissen: Auch wenn sich das Kind dank Penicillin & Co. schon nach wenigen Tagen wieder topfit fühlt, so müssen die verordneten Antibiotika noch weiter eingenommen werden. Denn ein vorzeitiger Abbruch der Behandlung kann dazu führen, dass sich Restbakterien wieder vermehren und erneut krank machen. Kündigen sich im Rahmen einer akuten Mittelohrenzündung bereits Komplikationen an, so ist es bei manchen Kindern notwendig, das Trommelfell operativ zu eröffnen, damit der Eiter abfließen kann. Dieser Eingriff wird als Paracentese bezeichnet. Bei einem chronischen Erguss ist es manchmal sinnvoll, das Mittelohr von außen dauerhaft zu belüften. Auch, um das Hörvermögen betroffener Kids nachhaltig zu verbessern. Hier kann für einige Zeit ein Röhrchen (Paukendrainage) ins Trommelfell gelegt werden. Anstatt zum Skalpell greifen manche HNO-Ärzte gelegentlich auch


zum Laser, um das Trommelfell zu öffnen und das Mittelohr zu belüften.


Raus mit den Polypen


Wenn es bei kleinen Kindern immer wieder zu Mittelohrentzündungen kommt, sind nicht selten Polypen schuld daran. Denn die wuchernden Rachenmandeln erschweren die Nasenatmung. Folge: Das Mittelohr wird nicht optimal belüftet, wodurch Infektionen begünstigt werden können. In diesen Fällen empfehlen HNO-Ärzte häufig, die Polypen operativ entfernen zu lassen.


Was Eltern selbst tun können


Viele Eltern kennen das Problem: Die Ohrenschmerzen beginnen mitten in der Nacht, lange bevor der Kinderarzt seine Praxis öffnet. Für solche Notfälle sollten immer kindgerechte Medikamente gegen Fieber und Schmerzen in der Hausapotheke liegen. Bewährte Hausmittel bei Ohrenschmerzen sind Zwiebelwickel, die die Beschwerden lindern und entzündungshemmend wirken. Und so wird’s gemacht: Eine Zwiebel klein hacken, eventuell leicht erwärmen (z. B. auf der Heizung), in ein Tuch packen, zuknoten und um das schmerzende Ohr legen. Zwiebelsäckchen mit einem Handtuch oder einem Schal fixieren. Bei Kindern, die im Rahmen von Erkältungen zu Mittelohrentzündungen neigen, sollten Eltern rechtzeitig „vorbeugen”. Wenn sich die nächste Infektion durch Schniefnase und Husten ankündigt, heißt die Devise: Atemwege und so auch die Ohrtrompete der kleinen Patienten durch Nasentopfen und Kochsalz-Inhalationen freihalten.



Quelle: BABY POST Nr.5 2005

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