Schlaftipps für Babys
Das Baby will nicht schlafen? Häufig sind die Störungen nach Erfahrungen von Schlafforschern „hausgemacht“ und lassen sich wieder abstellen. Voraussetzung ist, dass Eltern über Schlafbedarf und -verhalten ihres Kleinen informiert sind. „So rapide sich Babys in den ersten Lebensmonaten und -jahren entwickeln, so oft ändert sich auch ihr Schlafverhalten“, erklärt Dr. Christine Rankl, klinische Psychologin an der Kinderklinik Glanzing in Wien.
Ein fester Rahmen ist wichtig
Niemand geht davon aus, dass Neugeborene schon durchschlafen. Das müssen sie genauso lernen wie das Drehen, Krabbeln und Laufen. Im dritten Lebensmonat beginnen einige Babys durchzuschlafen – meist von Mitternacht bis morgens fünf oder sechs Uhr. Auch tagsüber legen die Zwerge die eine oder andere Schlafpause ein, um sich von den vielen Eindrücken zu erholen, mit denen sie außerhalb Mamas Bauch konfrontiert werden. Wollen die Kleinen jedoch nicht schlafen, sondern nicken nur kurz ein, schrecken gleich wieder hoch und schreien, fehlt häufig ein regelmäßiger Rhythmus.
Die Expertin ist der festen Überzeugung: „Kinder – ganz gleich welchen Alters – brauchen einen festen Rahmen. Für viele Eltern hat das Wort Rhythmus aber einen negativen Beigeschmack aus der Zeit der Vier-Stunden-Regelung, als ein Säugling seine Mahlzeiten nach der Uhr bekam und dazwischen schreien musste.“ Natürlich braucht es Zeit, bis das Baby seinen Rhythmus entwickelt.
Aber Eltern können und müssen ihm dabei auch helfen. Denn überlässt man dem Kleinen die ganze „Arbeit“, entsteht oft ein „Hoppel-Rhythmus“, der so aussieht: zehn Minuten schreien, zehn Minuten trinken, zehn Minuten schlafen, zehn Minuten schreien – und das unter Umständen über viele Stunden hinweg.
Die Eltern werden alle Register ziehen, bis sie mit ihrem Latein am Ende, erschöpft und gereizt sind. Das wiederum spürt das Kleine. Es wird noch unruhiger. Dr. Rankl: „Ein Teufelskreislauf beginnt, in dem das Baby weder richtig satt noch richtig müde sein wird.“ Schließlich kommt keiner mehr zur Ruhe, die Beziehung zwischen Mutter oder Vater und Kind leidet.
Schlaftipps für Kinder von null bis drei Monaten
Tipp 1: Still-Pausen einlegen
Die Therapeutin empfiehlt deshalb, nicht zu häufig zu füttern. Zwei Stunden sollten mindestens zwischen den Mahlzeiten liegen. Will das Kleine öfter trinken, dann selten aus Hunger, sondern weil es das Bedürfnis nach Nähe und beruhigendem Saugen hat. Es lässt sich auch mit Streicheln, Schmusen, einem Schnuller oder Tee beruhigen.
Tipp 2: Auch beim Schlafen auf einen Rhythmus achten
Neugeborene sind etwa alle eineinhalb Stunden müde und wollen schlafen. Wo sie das tun, auf Mamas Arm oder im Bettchen, spielt in diesem Alter keine Rolle. „Verwöhnen kann man das Kleine noch nicht“, so Dr. Rankl. Im Gegenteil: Das Neugeborene braucht viel Nähe und Hautkontakt, um auf diese Weise ein Gefühl für seinen Körper zu bekommen. Dadurch erfährt es: Hier beginne ich und da höre ich auf. Allerdings spricht auch nichts dagegen, das Kleine in sein Bettchen zu legen – am besten schon zum Einschlafen, denn viele Babys wachen auf, wenn sie kurz nach dem Einschlafen umgebettet werden.
Tipp 3: Heute bleibt das Baby zu Hause
Viele Babys machen zur Freude ihrer Eltern alles mit. In der Tragetasche begleiten sie die Mama von morgens bis abends zur Rückbildungsgymnastik, ins Café, zur Party. Schön, wenn das so klappt. Doch manchem Kind ist der Tagesablauf eines Erwachsenen zu viel. Ein Kompromiss hilft: ein abgespeckter Terminkalender mit Ruhezeiten, die das Kind im eigenen Bett verbringt.
Schlaftipps für Kinder von vier bis sechs Monaten
In diesem Alter schlafen die meisten Babys sehr gut. Die ersten Anpassungsschwierigkeiten sind gemeistert, die Verdauung ist eingespielt, das Kleine kann seine Ärmchen und Beinchen gezielt bewegen. Diese Wonnemonate sind die richtige Zeit, um mit dem Baby erste Vorübungen fürs selbstständige Einschlafen zu machen.
Tipp 4: Wach ins Bett legen
Bringen Sie das Kleine in sein Bett und setzen Sie sich daneben. Achten Sie darauf, dass es Sie zum Einschlafen immer weniger braucht: Also möglichst nicht Händchenhalten oder das Kind streicheln, bis es schlummert. Am besten verlassen Sie nach einem Gute-Nacht-Ritual das Zimmer. Nur so lernt das Baby, ohne Mamas Hilfe einzuschlafen. Und das ist die Voraussetzung, um durchzuschlafen. Nachts wird ein Kind bis zu neunmal mehr oder weniger bewusst wach (wir Erwachsene übrigens auch!). Hat es gelernt, allein einzuschlafen, gelingt es ihm im Laufe der Zeit immer besser, die verschiedenen Schlafphasen miteinander zu verbinden
Tipp 5: Verdunkelung für neugierige Mäuse
Sind Sie tagsüber unterwegs, ist es sinnvoll eine Stoffwindel oder etwas Ähnliches über den „Ausguck“ im Kinderwagen zu legen. Die Kleinen sind oft schon so neugierig und haben Sorge, etwas zu verpassen, dass sie ohne Sichtschutz nicht in den Schlaf finden.
Tipp 6: Die Nacht nicht zum Tag machen
Wacht das Kleine auf, versuchen Sie es dort zu trösten, wo es liegt – ohne dabei Licht zu machen und es aus dem Bett zu nehmen. Das gilt tagsüber wie nachts. Viele Kinder, die kurz quengeln, beruhigen sich nach überschaubarer Zeit selbst und schlafen weiter.
Tipp 7: Lernen Sie loszulassen
In diesem Alter ist ein Baby nicht mehr dauernd auf Körperkontakt angewiesen. Es fühlt sich durchaus wohl, wenn die Mama es mal auf eine Krabbeldecke legt und mit einem Mobile spielen lässt. Mit immer größerem Vergnügen wird es versuchen, die Figuren zu greifen. In der Wippe neben der Mama ist das Baby in der Lage, ein paar Minuten zu warten, bis sie mit ihrer Arbeit fertig ist (Ausnahme: ein hungriges oder sehr müdes Kind).
Es ist ja nicht allein und lernt auf diese Weise langsam, kleine Unpässlichkeiten selbst zu meistern. Manchen Müttern, so die Erfahrung der Psychologin, fällt es allerdings schwer, das Baby abzulegen, damit es sich selbst beschäftigen kann. Doch das Loslassen ist wichtig, denn so kann das Baby lernen, sich selbst zu beruhigen und von Tag zu Tag ein Stück selbstständiger zu werden.
Schlaftipps für Kinder ab sieben Monate
Falls das Kind bisher im Elternbett schlief, wird es jetzt Zeit für den Umzug ins eigene Bettchen.
Tipp 8: Ein Gute-Nacht-Ritual einführen
Erste kleine Rituale helfen beim Übergang vom Tag in die Nacht. Die Sandmann-Spieluhr, die noch mal aufgezogen wird, das Küsschen auf die Stirn, eine Stoffwindel, die das Kleine festhält: Ganz gleich, was Sie wählen, es ist wichtig, dass das Ritual stets nach demselben Muster abläuft. Manchen Kindern fällt es jetzt zunehmend schwer, sich von den Eltern zu trennen.
Dr. Rankl: „Für die Kleinen in diesem Alter ist es eine enorme Leistung, einzuschlafen, obwohl Mama oder Papa das Zimmer verlassen haben. Trotzdem sollten Eltern eines lieber nicht tun: solange am Bett sitzen bleiben, bis das Kind schläft und sich danach aus dem Zimmer stehlen.“ Sonst fürchtet sich das Baby, sobald es wach wird. Und setzt beim nächsten Mal alles dran, um ja nicht einzuschlummern, sondern die Mama festzuhalten.
Tipp 9: Trennungen üben
Gut, wenn Eltern mit ihrem Kind schon tagsüber das Sich-trennen, Alleinsein und Wiederkehren üben, indem sie beim Verlassen des Zimmers bewusst sagen: „Mama kommt gleich wieder.“ Oder immer wieder mal eine Oma oder Freundin einspannen, die das Kind für kurze Zeit betreut. Dr. Rankl: „Wenn Sie sich verabschieden, dann so, wie von einem Freund, herzlich, aber ohne langes Drama.“
Der Abschied mag anfangs schmerzlich sein, weil Ihr Kind zu Recht traurig ist und Sie (kurzfristig) vermisst. Aber bei einer vertrauten Person beruhigt es sich schnell wieder. Manchmal hilft auch ein Trick: Gehen Sie mit Ihrem Kind auf dem Arm durch die Wohnung und lassen Sie es zu vertrauten Gegenständen wie seinem Hochstuhl oder den Schuhen „Gute Nacht“ sagen. Damit wird es nicht mehr verlassen, sondern kann sich aktiv von allem verabschieden.
Tipp 10: Das Einschlafen trainieren
Auch Einschlaf-Trainings wie die so genannte Freiburger Sanduhr-Methode hält die Expertin für sinnvoll, wenn das Kind gesund und das Verhältnis zu den Eltern unbelastet ist. Oft hilft es, wenn Eltern notieren, wann ihr Kind schläft, aufwacht und isst. Danach zählt man die Schlafzeiten zusammen und zieht die Wachphasen ab. Der ungefähre Durchschnittswert aller Tage zeigt ihnen, wie viel Schlaf ihr Kind im Moment braucht.
geschrieben von: Leben & erziehen
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