Die Erfahrung, ein Kind zu bekommen, ist eine zentrale Erfahrung im Leben einer Frau. Jahre nachdem das Baby geboren wurde, erinnert sie sich genau an die Einzelheiten des Geburtsablaufs und an ihre Gefühle, als das Kind da war. Selbst Großmütter, mit denen man über dieses Thema spricht, werden sich sogleich wieder an ihre eigenen Geburten erinnern und davon erzählen.
Wenn die Frauen bei der Entbindung gelitten haben – wenn sie sich vom Schmerz gedemütigt und entwürdigt fühlten, weil sie das passive Instrument eines körperlichen Ablaufs waren, den sie nicht verstehen konnten - , so sind nicht nur sie selbst davon betroffen. Sie tragen ihr Leben lang sie Erinnerung an diese Erfahrung mit sich herum, und durch ihre Einstellung dem Gebären gegenüber beeinflussen sie auch andere Frauen und Männer – nicht nur ihre eigenen Töchter und Söhne, sondern noch viele andere, mit denen sie in Kontakt kommen.
Der Geburtsschmerz ist real genug. Wir dürfen nicht wagen, die Marter zu unterschätzen, die manche unvorbereitete Frauen während des Entbindens ertragen müssen. Das darf von jenen, die mehr Glück hatten, nicht leichtfertig übergangen werden. Ob nun das Gebären, als eine natürliche Funktion des Körpers, locker und leicht vor sich gehen „sollte“ oder nicht, auf jeden Fall kann man nicht leugnen, daß es für eine große Anzahl von Frauen nicht so ist.
Eine Frau beschrieb mir die außerordentlich unangenehmen Empfindungen während ihrer Geburt und fügte hinzu, daß sie während der Austreibungsphase so heftig mit den Zähnen geknirscht habe, daß ein Vorderzahn absplitterte. Man kann kaum erwarten, daß eine Frau, die solch eine Erfahrung durchlebt hat, dem Gebären gegenüber ein positives Gefühl hat oder einer jungen Schwangeren helfen kann, mit freudiger Erwartung dem großen Abenteuer entgegenzusehen, das auf sie zukommt.
Wenn dagegen eine Frau ihr Baby auf eine glücklichere Weise bekommen hat, so verbreitet sie einen anderen Geist um sich – eher eine Stimmung der Fröhlichkeit und Freude als eine des Schreckens und des Grauens, die man aus den meisten „Altweibergeschichten“ und den blutrünstigen Berichten von Entbindungen kennt, mit denen viele Frauen zur „Erbauung“ werdender Mütter beitragen. Beliebtes Opfer sind da vor allem die Erstgebärenden!
Es ist dieser Geist der Hoffnung, diese Freude an der Geburt als einer Erfüllung der Liebe zwischen Mann und Frau, die das Wesen des Gebärens ausmachen sollten – eines Gebärens, bei dem die werdende Mutter ihre Freude an der rhythmischen Harmonie der Vorgänge in ihrem Körper hat. Ohne diese geistige Haltung ist es nicht nur schwieriger, Gelerntes perfekt anzuwenden, sondern selbst wenn das erreicht wird, erweist es sich doch als eigenartig unbefriedigend.
Es gibt überhaupt keinen Grund, weshalb das Gebären für eine Frau mit Leiden verbunden sein müßte.
Fortsetzng folgt!
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