Bettnässen – Nur keine Schuldgefühle

„Und wieder ins Bett gegangen“ Wenn Ihr Kind selbst mit 4 Jahren noch zum Bettnässen oder untertags zum Einnässen neigt, ist das kein Anlass zur Sorge. Wir verraten Ihnen: Was ist noch normal? Was stellt die Ursache des Einnässens dar? Wie kann diese Erkrankung therapiert werden?

Trockensein ist Kopfsache

Die meisten Kinder sind mit vier, spätestens fünf Jahren trocken. Für rund 15 Prozent der Kinder aber bleiben Bettnässen und Sauberkeit noch eine Weile Thema: Sie machen nachts weiter ins Bett oder sind auch am Tag nicht trocken. Bemerkenswert: Die Entwicklung der Kontinenz hängt von der Entwicklung des zentralen Nervensystems ab.

So beschreibt es der Landesverbandsvorsitzende des Bundesverbandes Kinder- und Jungendärzte e. V. Thomas Fischbach aus Solingen. „Erst wenn das System vollständig ausgereift ist, können Eltern erwarten, dass ihr Kind trocken wird“.

Die Reifungsdauer ist individuell sehr unterschiedlich. Ein frühzeitiges Topftraining kann die Sauberkeit des Kindes deshalb nicht bestärken. Im Gegenteil: Es setzt Kinder unter Druck und ist damit kontraproduktiv.

Was ist normal?

kind fuehlt sich wegen bettnaessen schuldig

Bis zu einem gewissen Alter ist Bettnässen völlig normal. Deshalb: Nur keine Schuldgefühle! , Bild © Lorelyn Medina – Fotolia.com

Eine Eigeninitiative des Kindes tritt frühestens zwischen dem 12. und 18. Monat auf. Bei den meisten Kindern erkennen Eltern sie erst zwischen dem 18 und 36 Monat. Manche Kinder zeigen diese Eigeninitiative auch erst im vierten Lebensjahr. Kein Anlass zur Beunruhigung! Von einer Erkrankung bzw. Störung spricht die Medizin dann, wenn…

  • das Kind mindestens fünf Jahre ist,
  • den geistigen Entwicklungsstand eines Vierjährigen hat
  • und über einen Zeitraum von mehr als drei Monaten mehr als zweimal im Monat einnässt.

Bei Kindern, die älter als sieben Jahre alt sind, genügt das einmalige Bettnässen im Monat, um im Fachjargon von Enuresis (Einnässen) zu sprechen. Die zweithäufigste Erkrankung im Kindesalter ist das nächtliche Bettnässen („Enuresis nocturna“).

Wie kommt es zum Bettnässen?

Bei der Mehrzahl der Kinder gehen Ärzte von Folgendem aus: Betroffene Kinder produzieren zu wenig von einem bestimmten Hormon, das die Harnproduktion reduziert. Die Nieren können den Urin nicht konzentrieren und die Blase nicht die gesamte Menge aufnehmen. Hinzu kommt, dass die Kinder nachts einen sehr tiefen Schlaf haben: Dadurch nehmen sie den Weckreiz der Blase nicht wahr. Selbst beim Bettnässen werden sie nicht wach.

Auch wenn das ein Kind regelmäßig tagsüber einnässt, liegt das an dieser Gegebenheit: Während des intensiven Spiels bemerkt es den Blasendruck nicht. „Erwachsene erkennen das daran, dass das Kind rumdruckst, beispielsweise die Beine übereinander presst“, so Dr. Fischbach, „von allein wird es den Weg zur Toilette meist nicht mehr rechtzeitig schaffen“.

Da hilft nur die Aufforderung des Erwachsenen an das Kind, zur Toilette zu gehen. Ungewöhnlich: Wenn ein Kind über einen längeren Zeitraum trocken war und dann beginnt einzunässen. Hier kann ein körperliches oder psychisches Problem vorliegen. Psychisch belastende Situationen lösen das aus. Beispiele:

  • die Geburt eines Geschwisterkindes
  • der Verlust eines lieben Menschen
  • die Trennung der Eltern

Eingreifen müssen Sie dann, wenn der Leidensdruck für das Kind und für die Eltern zu hoch wird. Dann, wenn Kinder aus Angst vor der Häme nicht mehr in den Kindergarten gehen wollen. Auch brisant: Sie trauen sich nicht mehr bei einem Freund zu übernachten. Sie schämen sich. Und dann versuchen sie, das Problem zu verheimlichen.

Diagnose und Therapie

Vor einer möglichen Therapie steht immer die ärztliche Untersuchung. Das geschieht in der Regel durch eine Urinprobe und eine Ultraschalluntersuchung. Liegt keine Erkrankung vor, gibt es zurzeit zwei mögliche Therapieformen. Beide versprechen Erfolg: Medikamente und die Konditionierungsmethode. In Deutschland bevorzugen Kinderärzte die Letztere.

Bei der Konditionierungsmethode kommt eine so genannte Klingelhose im Bett des Kindes zum Einsatz. Ein Sensor in der Hose bzw. Matte löst einen Klingelton aus. Dieser ertönt beim ersten Urintropfen. Wir raten dazu, dass ein Elternteil in diesen Nächten in der Nähe des Kindes ist. Denn das Kind erwacht von diesem Klingelton nicht aus seinem Tiefschlaf. Die Erfolgsquote von 75 Prozent spricht für die Methode.

Bettnässen? 4 Tipps für Eltern

  • Nach 17 Uhr sollte Ihr Kind nicht mehr viel trinken.
  • Vor dem Schlafengehen auf die Toilette gehen.
  • Schützen Sie die Matratze mit einem Gummibezug oder einer Unterlage.
  • Loben Sie Ihr Kind nach einer trockenen Nacht.

geschrieben von: Ja zum Kind

Kategorien: Familie