Frühchen: Kleine Babys und großer Lebensmut

Frühchen liegt in einem Brutkasten

Laut Statistik werden etwa neun Prozent der Kinder in Deutschland zu früh geboren. Das bisher jüngste Frühchen Europas erblickte nach fünf Monaten (21 Wochen und fünf Tagen) in Fulda das Licht der Welt. Die Kleine überlebte. Ein Wunder – denn eine Frühgeburt birgt viele Risiken.

Bei Frühchen zählt jeder Tag

Eine Niederkunft zwischen der 24. und 37. Schwangerschaftswoche (SSW) zählt als Frühgeburt, wenn das Kind dazu ein Gewicht zwischen 500 und 2500 Gramm auf die Waage bringt. Die Gefahr: Bei 31 Prozent der Babys unter 1500 Gramm kann es zu Fehlbildungen kommen, weil die Organe noch nicht ausgereift sind.

Die sogenannten Frühchen können bleibende Schäden davon tragen. Dazu gehören körperliche und geistige Behinderungen sowie Verhaltensstörungen. Deswegen soll das Kind so lange wie möglich im Bauch der Mutter bleiben. Jeder Tag zählt! Die Risiken für Spätfolgen sinken Woche für Woche.

Die gute Nachricht: Die Behandlungsmöglichkeiten für Frühchen sind viel besser geworden. In den letzten Jahren erlebte die Medizin eine Weiterentwicklung. Fast alle normal entwickelten Babys haben ab der 28. SSW eine Überlebenschance von knapp 100 Prozent. Immer häufiger schaffen es die Ärzte, auch extremen Frühchen das Überleben zu sichern, wie dem kleinen Mädchen in Fulda.

Entwicklung im Brutkasten

Die zu früh gekommenen Babys verbleiben erst einmal in einem Brutkasten. Dieser bietet Schutz vor Infektionen. Medizinische Geräte überwachen darüber hinaus die Atmung des Kleinen. Als Nahrung erhalten die Babys oftmals eine Wasser-Zuckermischung, da sie noch keine echte Milch vertragen.

Frühchen sind oftmals sehr klein, haben eine gerötete Haut und Lanugohaar (pränatale Behaarung des Fetus) am Körperchen. Reflexe und Stimme sind noch sehr schwach. Eltern sollten über den hilflosen Winzling nicht verzagen, auch wenn er medizinische Hilfe benötigt. Er hat gute Chancen, sich normal zu entwickeln.

Belastung für die Eltern

Eltern können ihr kleines Baby im Krankenhaus unterstützen: Bei der Känguru-Methode legen die Eltern das Baby auf die Brust, auch wenn es noch künstlich beatmet werden muss. Der körperliche Kontakt hilft den Frühchen bei der Entwicklung.

Nicht nur für die Frühchen ist die Situation belastend, auch Eltern fühlen sich schnell hilflos: Es gibt in vielen Kliniken Selbsthilfegruppen für die Eltern frühgeborener Kinder. Der Bundesverband „Das frühgeborene Kind“ e. V.  bietet Beratung an.

Viele Eltern fragen sich: Warum ist mein Kind zu früh gekommen? Habe ich etwas falsch gemacht? Oftmals ist die Ursache einer Frühgeburt aber unbekannt. Gründe für eine zu frühe Niederkunft: Eine Erkrankung von Mutter oder dem ungeborenem Kind. Bei Mehrlingsgeburten ist eine Frühgeburt wahrscheinlicher. Das Risiko erhöht sich ebenso, wenn die werdende Mutter raucht, Alkohol trinkt oder in der Vergangenheit eine Frühgeburt hatte.

Stress löst Frühgeburten aus

Stress kann ebenso Frühgeburten auslösen. Schwangere sollten sich dehalb entspannen und Anstrengungen vermeiden. Erste Warnzeichen für eine Frühgeburt: Halbminütige Wehen in Abständen von fünf bis zehn Minuten über etwa eine Stunde hinweg. Gehen Sie in diesem Fall sofort zum Arzt.

Das frühzeitige Platzen der Fruchtblase oder ein geöffneter Muttermund von mehr als drei Zentimetern signalisiert: Es ist zu spät. Die Ärzte müssen die Geburt einleiten. Ein Krankenhaus mit Spezialisierung auf Frühchen ist dafür der geeignete Ort.

Falls „nur“ Alarmsignale die Unruhe im Bauch ausgelöst haben: Besinnen Sie sich darauf. Halten Sie strenge Bettruhe. Falls der Arzt es für notwendig hält, überweist er Sie zur Überwachung ins Krankenhaus. Bei Bedarf gibt es Medikamente, die die Wehen hemmen. Darüber hinaus können Ärzte der Schwangeren einen Cerclagepessar einlegen, der den Muttermund verschließt. Diese Methode gilt als veraltet, hilft jedoch bei bestimmten Komplikationen. Fragen Sie Ihren Arzt.

Tipps zur Vorbeugung

Am besten vermeiden Sie die Gefahr einer Frühgeburt. Informieren Sie sich über die Veränderung des Körpers während der Schwangerschaft. Besuchen Sie einen Vorbereitungskurs. Vermeiden Sie Infektionen und gehen Sie bei Beschwerden sofort zum Arzt. Verbannen Sie Stress aus Ihrem Alltag. Unterrichten Sie Ihren Arbeitgeber von Ihrer Schwangerschaft und profitieren Sie von den Richtlinien des Mutterschutzes. Treiben Sie während der Schwangerschaft keinen Leistungssport.

Von Lisa Mayerhofer

Foto oben von: © Tobilander – Fotolia.com

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Kategorien: Schwangerschaft-Geburt