Keine Lust mehr auf den Kindergarten

Viele Eltern erleben das: Morgendliche Machtkämpfe um den Gang in den Kindergarten, das Kind verhält sich anders. Keine Panik! Diese Phasen durchläuft jedes Kind und sind normal. Damit es dennoch für alle erträglich von sich geht und die Machtkämpfe ihr Ende finden: Hier ein paar Tipps.

Spiel und Spass im Kindergarten

Eigentlich sollte der Kindergarten jedem Kind Spaß und Freude bringen, doch es kommt meistens irgendwann der Punkt, an dem es die Lust am Kindergarten verliert, Bild © Pavel Losevsky – Fotolia.com

Alles hatte so gut angefangen: Lena hatte sich auf den Kindergarten gefreut, die ersten 6 Wochen konnte sie es nicht erwarten morgens im Kindergarten zu spielen. Jetzt sorgt sich ihre Mutter: Bei der Verabschiedung weint sie. Sie will sich nicht mit anderen Kindern verabreden. Sie erzählt nicht, was sie gemacht hat.

Ähnlich geht es vielen Eltern, die sich erstaunt fragen: Was ist mit meinem Kind los? Was läuft falsch? Wie finde ich heraus, was die Gründe sind? Was kann ich tun? Es gibt immer Phasen in der Kindergartenzeit, die das Kind herausfordern. Sie verunsichern zunächst das Kind, bevor es gestärkt mit Selbstbewusstsein weiter geht.

Phase 1: Nach erfolgreicher Eingewöhnung (ca. 6 Wochen)

Die Kinder realisieren, dass feste Regeln sowie Pflichten existieren. Der Reiz des Neuen lässt nach, ein Stück Alltag kehrt ein. Hier helfen Sie dem Kind am besten mit einer eigenen klaren Linie. So beugen Sie Machtkämpfen vor. Nehmen Sie die Sorge des Kindes ernst. Machen Sie dennoch deutlich, dass es den Kindergarten weiterhin besuchen soll.

Machen Sie den Abschied kurz und klar mit dem Ausblick, „wir sehen uns nachher wieder“. Geben Sie ihm etwas Vertrautes mit. Bewährt: Ein kleines Büchlein mit Fotos von Zuhause. Hat Ihr Kind diese Phase gemeistert, gewinnt es ein Stück Selbständigkeit.

Phase 2: Machtkämpfe (nach 2-3 Monaten)

Nach 2-3 Monaten gibt es plötzliche Machtkämpfe zu Hause: Regeln werden nicht mehr eingehalten. Der Zuwachs an Selbstbewusstsein und der neu gewonnene Mut bringen sie dazu sich und ihre Stärke in Machtkämpfen auszuprobieren. Hier empfiehlt es sich, Ihren Kurs liebevoll und konsequent beizubehalten. Nach weiteren 2-3 Monaten haben Sie es überstanden.

Phase 3: Phase der Ankunft (1 Jahr)

Sehen Sie das gesamte erste Jahr als Zeit des Ankommens an. Lassen Sie Ihrem Kind Zeit, sich nachmittags zu Hause zu erholen. Vergleichen Sie seine Anstrengung mit einem Arbeitstag. Seien Sie nicht irritiert, wenn es noch keine Verabredungen trifft und wenig erzählt. Überfordern Sie es nicht mit zu viel Aktionen oder Kursen.

Phase 4: Das letzte Jahr

Im letzten Kindergartenjahr ist der Gedanke an die bevorstehende Einschulung für Kinder und Eltern wichtig. Hier führt die Angst vor dem Neubeginn zu Unsicherheiten. Diese äußern sich auf verschiedenste Art und Weise:

Einige Kinder „klammern“ wieder. Sie sind unselbständig oder sehr schüchtern. Andere werden aggressiv oder aufmüpfig. Oft zweifeln Eltern dann, ob ihr Kind in die Schule gehört. Hilfreich ist hier neben Geduld sich mit dem Kind gemeinsam mit dem Thema Kindergarten zu beschäftigen. Sei es in Form von:

  • Vorlesebüchern
  • einer Liste, was bis zum Schulanfang alles noch passiert (Schultüte basteln, Zahn verlieren…)
  • oder der konkreten Frage, wie der Kindergarten dieses letzte Jahr gestaltet.

Herausforderungen gemeinsam erkennen und bewältigen

Kathrin Böhm ist Gruppenleiterin einer Tageseinrichtung für Kinder. Sie rät bei Problemen im Kindergarten: Nehmen Sie Kontakt mit den Betreuerinnen auf, sprechen Sie über ihre Sorgen. Vereinbaren Sie einen Gesprächstermin. Gemeinsam klären Sie, was vorgefallen ist. Mit Geduld vergehen die normalen Problemphasen.

Aggressives wie schüchternes Verhalten kann die gleichen Ursachen haben. Nicht unbedingt besteht Handlungsbedarf. Manches wächst sich raus, anderes ist eine Persönlichkeitsfrage. Bestärken sie ihr Kind in seiner Einzigartigkeit. Akzeptieren sie ihr Kind so, wie es ist.

Schüchternen Kindern hilft es, wenn Sie über eine Lieblingsbeschäftigung ihre Motivation stärken. Ihr Kind knetet z. B. gern? Dann fragen sie im Kindergarten bei den Betreuerinnen nach, ob es Knete mitbringen darf. Dauern die Probleme länger an, dann benötigen Sie und Ihr Kind kompetente Hilfe. Früherkennung und Frühforderung können wahre Wunder bewirken.

Massive Störungen wie zum Beispiel Alpträume und Einnässen besprechen Sie spätestens nach einer Woche mit den Erzieherinnen. Manchmal stärkt zum Beispiel Projektarbeit das Gruppengefühl. Informieren Sie die Fachkräfte über Stärken und Schwächen Ihres Kindes. So findet es einen angemessenen Platz in der Gruppe.

geschrieben von: Ja zum Kind

Kategorien: Familie