Kügelchen – Allheilmittel der Homöopathie?

Vor über 200 Jahren hat Samuel Hahnemann die Homöopathie entwickelt. Bis dahin kannte die Medizin vor allem drastische Behandlungsmethoden. Doch stellen die kleinen Kügelchen ein Allheilmittel dar?

»Mein Sohn dreht vor Klassenarbeiten immer völlig durch«, erzählt Marlies G. ihrer Apothekerin. Sie holt ihr Arnika-Präparat für die Hausapotheke ab. »Und das schon in der ersten Klasse. Gibt es dafür nicht auch diese kleinen Kügelchen?« Die junge Mutter leidet bei jeder Klassenarbeit mit ihrem Sohn. Das sieht die Apothekerin ihr an. »Er ist ziemlich ehrgeizig«, sagt sie weiter. »Fehler sind einfach ein Unding für ihn.«

Gegen chronische Leiden

Eltern greifen bei Beschwerden ihrer Sprösslinge gern zur Homöopathie.

Homoeopathische Kuegelchen

Auch die homöopathischen Kügelchen kennen in ihrer Heilwirkung Grenzen, © fotoknips – Fotolia.com

Diese steht in dem Ruf, bei guter Wirksamkeit keine Nebenwirkungen zu haben. Auch Patienten, die unter chronischen Krankheiten leiden, versuchen eine Behandlung aus der Homöopathie. Zum Beispiel bei Heuschnupfen.

Die naturwissenschaftlichen Methoden beweisen ihre Wirksamkeit noch nicht. Rechnerisch ist in Mitteln mit einer Potenz höher als D23 kein Wirkstoff vorhanden. D23 bedeutet: Die Lösung wurde 23 Mal verdünnt. Laut Homöopathen nimmt die Wirkung mit der Verdünnung zu. Sie erklären die Wirkung mit energetischen Vorgängen beziehungsweise mit einem »Gedächtnis des Lösungsmittels«.

Für akute Erkrankungen

Homöopathische Mittel unterscheiden sich je nach Verdünnungsgrad. Es gibt sogenannte Akutmittel mit niedrigen Potenzen und Hochpotenzen. Diese bezeichnen Homöopathen als Konstitutions- oder Umstimmungsmittel. Letztere wählt ein erfahrener Arzt für jeden Patienten individuell aus.

Er sollte erkennen, wo eine homöopathische Behandlung ihre Grenzen findet. Eventuell ordnet er weitere Untersuchungen an. Denn eine Behandlung aus der Homöopathie eignet sich nicht für jede Erkrankung. Die Kügelchen sind kein Allheilmittel.

Bei Krankenheiten, bei denen dem Körper wie bei Diabetes Typ 1 ein Stoff fehlt, kommen Sie mit Homöopathie nicht weit. Für Akutmittel gibt es Erfahrungswerte, die auch dem interessierten Laien zugänglich sind und eine Selbstbehandlung möglich machen. Zum Beispiel: Gelsemium D12 gegen Kopfschmerzen oder Arnika D6 bei offenen Verletzungen und stumpfen Traumen.

Kein Allheilmittel

»Bei zahnenden Kindern hat sich die Homöopathie zum Beispiel bewährt. Chamomilla D6 ist da ein wirksames Mittel«, erklärt die Apotheker in der jungen Mutter. »Bei Ihrem Sohn würde ich allerdings erst einmal zu verständnisvollem Abwarten raten.« Mit sechs Jahren zu lernen: Für jede schwierige Situation im Leben gibt es ein Mittel! Das ist das falsche Signal. Marlies G. nickt: »Er muss lernen, dass auch er Fehler machen darf, ohne dass davon gleich die Welt untergeht.«

geschrieben von: Neue Apotheken Illustrierte

Kategorien: Gesundheit