Väter und das Phänomen der Geburt

Vater und Baby erste gemeinsame Augenblicke

Eine Extremsituation: Die eigene schreit und krampft vor Schmerzen und der Vater kann nichts tun – außer ihr beizustehen. Viele Väter überfordern die Geschehnisse am Tag der Geburt. Ein Spagat entsteht: Die Angst vor der eigenen Hilflosigkeit und unbedingter Anwesenheit bei den ersten Augenblicken ihres Kindes.

Die Angst vor der Geburt

Nach der Geburt meines Kindes habe ich zu der Hebamme gesagt: „Beim nächsten Baby komme ich ohne Mann„, gibt Claudia zu. Der Vater saß distanziert und teilnahmslos neben ihr. Sie habe ihn nicht als Unterstützung empfunden. Im Gegenteil: Sie habe sich mehr über ihn geärgert, als sich auf die Geburt zu konzentrieren. Claudias Mann hatte eigentlich von Anfang an Bedenken, seine Frau in den Kreißsaal zu begleiten.

Doch er brach sein langes Zögern. Ihr unter der Geburt beizustehen, erklärt er so: „Als einziger Mann im Geburtsvorbereitungskurs war ich noch unschlüssig, ob ich meine Frau begleiten sollte. Keine schöne Situation. Denn meiner Frau war es sehr wichtig, dass ich sie bei der Geburt unterstützen würde.“

Ihre Erwartung zu enttäuschen kam für den werdenden Vater nicht in Frage. Zudem schürte er eine besondere Angst: Könne er ohne das Geburtserlebnis eine intensive Beziehung zu seinem Kind entwickeln? Heute gibt Meinrad zu, dass ihn die Angst zermürbt habe. Angst, dass seine Frau und die Umgebung seine Entscheidung als „Kneifen“ interpretiere. Die trieb ihn dann zu seinem vielfach bereuten „Ja“.

Damit befindet Meinrad sich im besten Einverständnis mit vielen modernen Männern. Kaum ein Geburtsvorbereitungskurs, in dem ein werdender Vater sich den Mut fast. Keiner traut sich das Unglaubliche, seine Unsicherheit zuzugeben. Schließlich bleibt keiner dem großen Ereignis fern. Der öffentliche Druck und der Druck von Seiten der werdenden Mutter sind zu groß.

Eine Geburt ohne Vater?

Dr. Michael Odent ist der Begründer der Wassergeburt. Er sieht die Anwesenheit des Vaters bei der Geburt kritisch. Dabei stellt er einen Zusammenhang zwischen der Präsenz des Partners und der Anzahl der medizinischen Eingriffe her.

Er spricht von der „Industrialisierung der Geburt“ und von einer „Irritation der Dreiecksbeziehung“ zwischen „Mutter, dem Neugeborenem und dem Vater“. Fazit: Seit über 30 Jahren begleiten Männer die werdende Mutter in den Kreißsaal. Seitdem steigt die Zahl der Wunschkaiserschnitte an.

Wie kommt diese Entwicklung zustande? Ein mögliche Ursache: das sehr unterschiedliche Verhältnis der Geschlechter zu Schmerzen. Zudem die Unfähigkeit des „starken Geschlechts“, Schmerzen und Hilflosigkeit zu ertragen, ohne helfend eingreifen zu können. Außerdem erleben Männer den weiblichen Körper nur im Zusammenhang mit lustbetonter Erotik und Sexualität.

Da sind Probleme der Väter kein Wunder. Die Situation der Geburt ist im Kreißsaal ist für sie kaum zu ertragen: die lang andauernden und unerträglichen Schmerzen ihrer gebärenden Frau Lust und Erotik? Fehlanzeige!

Leider greift auch folgende die weitverbreitete These nicht: „Die Beteiligung des Mannes am Geburtsvorgang stärke die partnerschaftliche Beziehung.“ Odent meint: Denken Sie darüber nach, dass von all den Paaren ein großer Teil sich in zwei bis drei Jahren trennen werden. Da muss es einen Konflikt geben.“ Als gesichert darf tatsächlich gelten folgendes gelten: Eine instabile Beziehung leidet unter den Belastungen des Ausnahmezustands bei der Geburt im Kreißsaal.

„Eine Erfahrung, die ich nicht missen wollte“

Vater und Baby erste gemeinsame Augenblicke

Auch wenn die Geburt nervenaufreibend war: Am Ende sind Sie glücklich mit Ihrem Baby vereint, © Melissa Schalke – Fotolia.com

Auch für Armin war es keine leichte Entscheidung, seine Frau in den Kreißsaal zu begleiten. Die Geburt konnte er kaum ertragen: Er stand seiner Frau nur bei, konnte ihr aber keine Schmerzen ersparen. So hat er für sich den Schluss gezogen: „Ich möchte diese Erfahrung nicht missen, auch wenn es hart war und ich mich oft hilflos gefühlt habe. Ich hätte meine Frau einfach nicht alleine lassen können!“

geschrieben von: Ja zum Baby

Kategorien: Schwangerschaft-Geburt