Vorsorge – Auf den Zahn gefühlt
Die meisten Schwangeren nehmen alle Termine der Schwangerschaftsvorsorge gewissenhaft wahr. Einen Besuch beim Zahnarzt planen allerdings nur wenige werdende Mütter ein. Warum die Zahnpflegeso wichtig ist, erfahren Sie hier!
Dass jede Schwangerschaft einen Zahn kostet, trifft unter Berücksichtigung der heutigen Mundhygienemaßnahmen und Möglichkeiten moderner Zahnmedizin nur bedingt zu“. So erklärt es Dr. med. dent. Christoph Sliwowski, ärztlicher Leiter der Zahnklinik Rhein-Ruhr in Mülheim. Dennoch sollten Schwangere verstärkt auf ihre Zahnpflege achten.
Suchen Sie deshalb dann den Zahnarzt auf, sobald die Schwangerschaft bestätigt ist. So macht sich der Zahnarzt ein Bild vom Zustand des Zahnfleisches. Er reinigt die Zähne und entfernt vorhandenen Zahnstein. Damit ist ein wichtiger Grundstein für den Erhalt der Substanz von Zähnen und Zahnfleisch gelegt. Anschließend müssen Sie mit einer intensiven Zahnpflege dafür sorgen, dass Zähne und Zahnfleisch unter den besonderen hormonellen Bedingungen der Schwangerschaft gesund bleiben.
Zahnfleischentzündung
Nehmen Sie eine Zahnfleischentzündung in der Schwangerschaft nicht auf die leichte Schulter! Experten gehen davon aus, dass die bakterielle Infektion des Zahnfleisches das Risiko einer Frühgeburt drastisch erhöht. Ihr Körper schüttet in Massen Progesterone aus. Sie bewirken, dass das Gewebe sich lockert und besser durchblutet wird. Das ist notwendig, weil Ihr Baby viel Platz für seine Entwicklung braucht.
Doch was an Bauch und Becken sinnvoll ist, passiert auch im Mundbereich. Die Gefäße des Zahnfleisches und der Mundhaut erweitern sich. Sie werden anfälliger für Blutungen und durchlässiger für die von den Plaque-Bakterien produzierten Gifte. Plaque bildet sich als klebriger Belag überall dort, wo Bakterien auf den Zahnflächen haften. Zucker dient Ihnen als Nahrung.
Karies
Durch eine umfassende Zahnpflege können Sie verhindern, dass die Bakterien Giftstoffe produzieren. Sie schädigen den Zahn (Karies) oder dringen in den Zahnfleischsaum ein. Dort zerstören sie das Bindegewebe zwischen Zähnen und Zahnfleisch. Dazu gehört als Eckpfeiler die gründliche Reinigung der Zähne.
Damit Plaque weder Ihren Zähnen noch dem empfindlichen Zahnfleisch zusetzen kann, muss der Zahnarzt sie regelmäßig entfernen. Ideal: Zähneputzen nach jeder Mahlzeit. Wenn das nicht machbar ist: Morgens und abends nach dem Essen.
Richtige Zahnpflege
Das Zahnfleisch ist empfindlich. Deshalb verwenden Frauen in der Schwangerschaft bei der Zahnpflege nur eine weiche Zahnbürste mit konisch geformten Borsten. Sie ermöglichen eine gründliche und schonende Reinigung des Zahnfleischsaums. Das Verletzungsrisiko ist so minimal. Verwenden Sie bei der Zahnpflege eine Zahnpasta mit speziellen Plaque- und entzündungshemmenden Eigenschaften. Auch hilfreich: Mundspüllösungen. Sollten Sie trotz aller Vorsichtsmaßnahmen Anzeichen für…:
- eine schwangerschaftsbedingte Gingivitis feststellen, also Zahnfleischbluten (Zahnfleischentündung)
- gerötetes und geschwollenes Zahnfleisch
- Mundgeruch
dann sollten Sie auf jeden Fall Ihren Zahnarzt aufsuchen. Ein besonderes Problem tritt bei Frauen auf, die in den ersten Monaten der Schwangerschaft unter häufigem Erbrechen leiden. Magensäure schädigt den Zahnschmelz. Entgegenwirken können Betroffene, indem sie säurehaltige Lebensmittel reduzieren. Fluoridhaltige Zahnpasten und Mundspüllösungen regelmäßig einnehmen hilft.
Das sollten Schwangere wissen
Zahnfleischentzündungen gefährden nicht nur die Zähne der Mutter, sondern auch die gesunde Entwicklung des Babys. Frauen mit einer Parodontitis (Entzündung des Zahnhalteapparates) haben ein 7fach höheres Risiko, eine Frühgeburt oder ein untergewichtiges Kind zu bekommen. Durch die Zahnfleischentzündung gelangen schädliche Substanzen in die Blutbahn, die frühzeitige Wehen auslösen. Frauen mit Zahnfleischproblemen nehmen spätestens alle 8-12 Wochen einen Kontrollbesuch bei ihrem Zahnarzt wahr.
Röntgenaufnahmen dürfen im ersten Schwangerschaftsdrittel nur in Notfällen durchgeführt werden, da eine Organschädigung des Embryos nicht ausgeschlossen werden kann. Eine Betäubungsspritze hat keinen negativen Einfluss. Voraussetzung: Das Betäubungsmittel verfügt über eine hohe Eiweißbindung und einen niedrigen gefäßverengenden Zusatz. Nach der Geburt braucht das Zahnfleisch noch ein Jahr, um sich wieder ganz zu regenerieren. Deshalb auch nach der Schwangerschaft wichtig: Intensive Zahnpflege!