Wann Eltern Grenzen setzen müssen
Wenn die Kinder nicht folgen wollen, sind viele Eltern schnell überfordert. Wie sollen sie reagieren? Die folgenden zehn Beispiele sind typisch für Konflikte zwischen Eltern und Kind. Es sind Situationen, die alle Mütter und Väter von ihrem Nachwuchs zwischen ein und zwei Jahren kennen. Wir schlagen Ihnen konkrete Lösungen vor:
Typisch: Trödeln und nicht schlafen wollen
Lukas protestiert abends, wenn seine Mama ihn ins Bettchen legt. Dann nimmt sie ihr Kind hoch und trägt es herum. Oft dauert es über eine Stunde, bis sie den Kleinen in den Schlaf geschaukelt hat.
Wie sie das Zu-Bett-Bringen hinauszögern können, finden kleine Kinder schnell heraus. Doch wenn Eltern immer wieder nachgeben, wird sich nichts ändern. Schenken Sie Ihrem Kind abends vor dem Zu-Bett-Gehen besonders viel Zeit. Ein liebevolles Einschlafritual hilft ihm, sanft vom Tag Abschied zu nehmen. Achten Sie darauf, dass dieses Ritual immer gleich bleibt.
Wenn Ihr Kind schließlich im Bett liegt, der Teddy zugedeckt und die Spieluhr aufgezogen ist, besteht kein Grund, den kleinen Quälgeist beim ersten Mucks hochzunehmen. Sie können ruhig, aber bestimmt sagen: „Jetzt ist Schlafenszeit. Ich bleibe aber noch eine Weile bei dir sitzen.“ Das kann zwei, drei Minuten dauern. Wenn Ihr Kind sich nach kurzer Zeit nicht beruhigt hat, schauen Sie noch einmal nach. Aber das Baby sollte nicht mehr auf den Arm genommen werden.
Auf dem Weg zur Spielgruppe möchte Natalie allein laufen. Doch wenn die Mutter sie aus dem Buggy nimmt, reißt das Kind sich von ihrer Hand los und läuft auf die Straße.
Hier wird es gefährlich. Deshalb sollten Sie in Situationen wie dieser konsequent bleiben. Nehmen Sie Ihr Kind fest an die Hand. Erklären Sie ihm: „Es ist zu gefährlich, über die Straße zu laufen. Deshalb bleibst du an der Hand.“ Wenn Ihr Kind sich auf den Boden wirft und zu schreien beginnt, können Sie es in den Buggy setzen und es anschnallen. Gut ist es, wenn Eltern sich von dem Geschrei nicht beeindrucken lassen, sondern ruhig und gelassen bleiben.
Marie trödelt jeden Morgen, wenn die Mama sie zur Tagesmutter bringen will. Die Mutter gerät jedes Mal unter Druck. Denn sie muss pünktlich im Büro sein.
Das Trödeln am Morgen kennen alle Eltern. Und auch in diesem Fall hilft nur Konsequenz. Stellen Sie einen großen, bunten Wecker und sagen Sie Ihrem Kind: „Wenn der Wecker klingelt, ist es Zeit loszufahren.“ Falls es trotzdem trödelt, dürfen Sie es auch gegen seinen Willen anziehen – mit der Erklärung: „Der Wecker hat geklingelt. Nun haben wir keine Zeit mehr.“ Zudem sollten Eltern sich immer dann, wenn sie es eilig haben, Zeit für ihr Kind nehmen. Denn es spürt die Nervosität der Großen. Das Kind wird unsicher und trödelt dann erst recht. Es hilft auch, schon abends das Wichtigste bereitzulegen.
Verbotene Dinge sind besonders interessant
Lena ist eine kleine Entdeckerin. Besonders verbotene Dinge haben es ihr angetan, etwa Mamas Schreibtisch.
Kinder sollten Schränke oder Schubladen haben, in denen sie nach Herzenslust kramen dürfen. Doch Ihr Kind muss auch lernen, dass es Dinge gibt, mit denen es auf keinen Fall spielen darf. Wenn es an Ihrem Computer hantiert oder Papiere von unten nach oben kramt, sollten Sie eine Grenze ziehen: „Stopp. Das ist mein Arbeitsplatz und ich möchte nicht, dass du hier spielst.“ Befördern Sie Ihr Kind mit sanftem Druck aus dem Zimmer, wenn es auf die Ermahnung nicht reagiert.
Patrick möchte keine Mütze anziehen, obwohl draußen Minustemperaturen herrschen. Er hat gerade eine Mittelohrentzündung überstanden und seine Mutter hat Angst, dass er wieder krank wird.
Da Sie Ihr Kind vor Krankheiten schützen müssen, dürfen Sie ihm die Mütze ruhig aufsetzen. Wenn es sie immer wieder vom Kopf reißt, ziehen Sie ihm die Kapuze des Anoraks über und binden sie gut zu. Vermutlich gilt es jetzt, das Geschrei Ihres Kindes auszuhalten. Doch nach einer Weile wird es sich von selbst wieder beruhigen.
Bekommen Ninas Eltern Besuch, ist eine normale Unterhaltung kaum möglich. Das Mädchen plappert ständig dazwischen. Alles dreht sich um die Kleine.
Wenn Besuch sich angemeldet hat, zeigen Kinder sich häufig nicht gerade von ihrer besten Seite. Bei Änderungen im gewohnten Tagesablauf reagieren sie nämlich oft unsicher. Das gilt vor allem, wenn ihnen plötzlich weniger Aufmerksamkeit geschenkt wird als sonst.
Beziehen Sie Ihr Kind deshalb in die Vorbereitungen auf den Besuch mit ein. Es kann beim Einkaufen, Kochen und Tischdecken helfen. Vielleicht darf es sich für den Gast eine Überraschung ausdenken – ein selbst gemaltes Bild etwa. Nach einer kurzen Phase der Begrüßung und des Kennenlernens sollte Ihr Kind wissen: „Jetzt wollen sich meine Eltern in Ruhe mit dem Besuch unterhalten. Ich darf zwar dabei sein, aber nicht ständig dazwischenplappern.“ Die Eltern können ihr Kind auf den Schoß nehmen, ihm den Rücken kraulen, damit es merkt: Ich bekomme genügend Aufmerksamkeit. Aber Mütter und Väter sollten sich weiter in Ruhe mit dem Besuch unterhalten. Die Kleinen müssen akzeptieren lernen, dass die Eltern jetzt vorrangig für den Besuch da sind. Ab drei, vier Jahren können Kinder sich für eine Weile allein beschäftigen.
Tischmanieren
Peter geht mit seinen Eltern essen. Im Restaurant zappelt der Kleine auf seinem Stuhl hin und her. Dann ist er nicht mehr zu bremsen. Er spielt Flugzeug und düst mit ausgebreiteten Armen und laut lärmend durchs Lokal.
Bereits kleine Kinder sollten lernen, dass sie andere nicht in ihrer Arbeit behindern dürfen. Wenn Sie Ihr Kind im Lokal herumlaufen lassen, riskieren Sie zu Recht schiefe Blicke des Personals. Erklären Sie Ihrem Kind, dass es am Tisch sitzen bleiben soll – auch wenn es ihm schwer fällt. Kleine Spiele am Tisch lenken bis zum Essen ab.
Imke verlangt am Mittagstisch Pudding. Das Gemüse und die Kartoffeln mag sie nicht. Nach langem Hin und Her erreicht sie ihr Ziel. Sie bekommt Pudding.
Bei den Mahlzeiten sollten von Anfang an Regeln gelten. Wer nichts mag, muss auch nichts essen. Pudding bekommt nur derjenige, der auch Gesundes verspeist. Die Großen dürfen entscheiden, was es zu essen gibt. Die Kleinen dürfen sagen, wie viel sie wovon mögen.
Wenn Paul beim Einkaufen nicht den begehrten Schokoriegel bekommt, wird er richtig wütend. Durch sein Geschrei erreicht er, dass Mama irgendwann nachgibt und die Süßigkeit kauft.
Machtkämpfe im Supermarkt gehören zum Alltag. Die Kleinen möchten alles haben, und zwar sofort. Erklären Sie Ihrem Kind vor dem Einkaufen, dass Sie keine Süßigkeiten kaufen werden. Sie können ihm auch zeigen, dass im Schrank noch genug Süßes ist. Gerade jetzt ist es wichtig, konsequent zu bleiben. Wenn das Kind zu schreien beginnt, nehmen Sie es fest an die Hand und verlassen notfalls den Laden. Wenn es sich beruhigt hat, können Sie wieder hineingehen.
Wenn Anna wütend ist, schlägt sie ihre Mutter. Die versucht, die Aggression ihres Kindes zu ignorieren. Mittlerweile schlägt Anna auch andere Kinder.
Annas Mutter hat versäumt, ihrem Kind frühzeitig Grenzen zu setzen. Halten Sie Ihr Kind, wenn es in der Wut nach Ihnen schlägt, fest an der Hand. Sagen Sie: „Stopp! So geht das nicht. Das tut weh.“
geschrieben von: Leben & erziehen
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