Lesen & Schreiben mangelhaft

LRS, die Lese-Rechtschreib-Schwäche, ist in Deutschland durchaus verbreitet. Betroffene Kinder tun sich in der Schule schwer und zeigen eklatante Fehler in der Rechtschreibung. Das Stigma der fehlenden Intelligenz oder Motivationslosigkeit ist dabei ein Trugschluss. Von uns erfahren Sie, was diese Krankheit kennzeichnet und wie Sie damit umgehen.

Florian hatte sich auf die Schule gefreut, erinnert sich seine Mutter. Doch vor allem das Lesen fiel ihm schwer. Er schaffte es nur mühsam, Laute und Silben der Wörter miteinander zu verknüpfen. Er kam ins Stocken und verstand am Ende vor lauter Anstrengung nicht, was er da vorlas. Schließlich wirkten sich diese Schwierigkeiten auf das Schreiben aus.  Aus „Wiese“ machte Florian „Weise“ oder „Wiesse“.

Die Fehlerliste war endlos. „Oft werden diese Schwierigkeiten der Kinder von den Erwachsenen falsch ausgelegt“, sagt Annette Höinghaus. Sie ist Pressesprecherin Bundesverbandes Legasthenie und Dyskalkulie e. V. (BVL). „Ihnen wird mangelndes Interesse vorgeworfen, Faulheit, Unkonzentriertheit“.

Doch das Gegenteil ist der Fall. Die Eltern versuchen oft, das in der Schule nicht Gelernte durch Übungsstunden zu Hause zu verbessern. Diese Lese- und Schreibübungen führen zu Hause nicht zu dem erhofften Ergebnis. Selbst kleine Lerneffekte verschwinden innerhalb weniger Stunden wieder. Der elternliche Druck auf das Kind wächst.


Genau hinschauen

LRS kann fuer Kinder in der Schule ein ernstes Problem sein

Achten Sie genau darauf, wie viele und welche Rechtschreibfehler Ihr Kind macht, Bild © photophonie – Fotolia.com

Rechtschreibfehler sind normal. Problematisch wird es, wenn diese Fehler nicht durch Übung verschwinden. Das stellt ein erstes Indiz für eine Lese-Rechtschreib-Schwäche (LRS) dar. Was ist bei LRS zu tun? „In der zweiten Hälfte des ersten Schuljahres sollten Eltern genau hinsehen, welche und wie viele Fehler ihr Kind macht“.

Das rät Dr. Ilona Löffler, Leiterin des Gutschrift-Instituts in Dortmund.  Ein Indiz für eine Lese-Rechtschreib-Schwäche ist die Häufigkeit der Rechtschreibfehler. Auf eine LRS deutet ebenfalls hin, wenn ein Kind ständig andere Fehler macht. Ein Beispiel: Ihr Kind schreibt das Wort Matratze mal „Matrase“, „Matrate“ oder „Matratse“.

Sie beobachten diese Kindesentwicklung über mehrere Monate zum Ende des ersten Schuljahres? Dann sollten Sie das Gespräch mit dem Klassenlehrer suchen.  Der hat angesichts der Klassengrößen kaum die Möglichkeit, jedes einzelne Kind seiner Klasse individuell  zu beurteilen. Außerdem sind Lehrer im Umgang mit einer LRS nicht optimal geschult. Umso wichtiger ist es, dass Sie frühzeitig ein klärendes Gespräch mit dem Lehrer suchen.

Es kann passieren, dass die Kinder schon in der Grundschule das Klassenziel aufgrund der unerkannten Lese-Rechtschreib- Schwäche wiederholen müssen. „Eine absolut verlorene Zeit für die Kinder, denn diese sind ja nicht dumm“, so die Expertin. „Wichtig ist die individuelle Förderung. Reine Wiederholung hat selten den gewünschten Effekt.“

LRS – keine Seltenheit

Die Internationale Grundschul-Lese- Untersuchung (IGLU) gab 2001 die ersten offiziellen Zahlen zur Verbreitung der Rechtschreibschwäche in Deutschland heraus. Demnach haben 10 Prozent der Schüler eines Jahrgangs eine Rechtschreibschwäche, im Durchschnitt drei Schüler und Schülerinnen einer Schulklasse.

Die Medizin unterscheidet zwischen einer LRS und einer Lese-Rechtschreib-Störung. Die Störung ist genetisch bedingt und betrifft oft andere Familienmitglieder. Eine vorübergehende psychische oder sozial schwierige Situation des Kindes kann die LRS bedingen. Für die Praxis spielen diese Unterschiede keine Rolle. Fest steht: Je früher die Diagnose gestellt wird, umso besser für die Kindesentwicklung.

Klarheit durch den LRS-Test

Deshalb plädieren Experten dafür, Kinder im Verdachtsfall spätestens zu Beginn des zweiten Schuljahres testen zu lassen. Im Idealfall vermittelt der Lehrer das Kind an den schulpsychologischen Dienst. Wenn medizinische Ursachen wie Hör- und Sehprobleme ausgeschlossen werden, erfolgen ein Intelligenztest sowie ein Rechtschreibtest.

„Zeigt sich in diesem Test, dass das Kind eine Lese- Rechtschreibschwäche hat, ist das für alle Beteiligten erfahrungsgemäß eine Erleichterung“, weiß die Expertin. Das sei der Effekt, „weil der Druck auf die betroffenen Schüler und ihre Eltern nachlässt“.

Außerdem können Eltern mit diesem Ergebnis einen Notenschutz für ihr Kind durchsetzen und auf einen sogenannten Nachteilsausgleich pochen. Ihr Kind bekommt beispielsweise Zeitzugaben bei Klassenarbeiten.

Was Eltern bei Verdacht auf LRS tun können

Beobachten Sie die Lernfortschritte Ihres Kindes! Suchen Sie frühzeitig das Gespräch mit dem Klassenlehrer! Bestehen Sie auf einem LRS-Test! Setzen Sie einen Notenschutz bei LRS-Diagnose durch! Unterstützen Sie die Fortschritte Ihres Kindes durch Silbenklatschen und Reimen! Schaffen Sie eine angenehme Lernatmosphäre ohne Druck! Infos unter: https://www.legasthenie.net/

geschrieben von: Ja zum Kind

 

Kategorien: Familie