Schielen unbedingt behandeln

Schielendes Baby

Laut Expertenmeinung schielt jedes zwanzigste Kind. Schielende Kinder verhalten sich unsicherer und ängstlicher. Was können Sie dagegen machen, wenn Ihr Kind schielt?

Schielendes Baby

Babyschielen ist bis zum fünften Monat völlig harmlos, Bild © StefanieB. – Fotolia.com

Wieso schielen Menschen?

Gutzeit: Beim Schielen, der Fachbegriff lautet Strabismus, schauen die Augen nicht in die gleiche Richtung. Es scheint ein angeborener Fehler zu sein, da er in einigen Familien häufiger auftritt.

Viele sprechen verharmlosend vom Silberblick.

Gutzeit: Schielen ist mehr als nur ein Schönheitsfehler. Das Gehirn hat Schwierigkeiten  damit, die aus der Bahn geratenen Seheindrücken einzuordnen. Es unterdrückt das schielende Auge und leitet seine Informationen nicht weiter. Dieser Nichtgebrauch führt zu einer Sehschwäche.

Wie häufig tritt eine Fehlstellung der Augen auf?

Gutzeit: Zu über 90 Prozent tritt sie in den ersten beiden Lebensjahren auf. Experten schätzen, dass etwa jedes zwanzigste Kind schielt. Nicht immer trifft es nur ein Auge. Es gibt Formen, bei denen das linke und das rechte Auge je nach Situation abweicht.

Lässt sich Schielen immer vom Laien erkennen?

Gutzeit: Wenn ein Auge, wenig vom normalen Sehwinkel abweicht, kann dies der Laie nicht erkennen. Dies gelingt nur dem Augenarzt.

Gibt es neben dem sichtbaren Schielen oder einer familiären Belastung weitere Warnzeichen, zum Augenarzt zu gehen?

Gutzeit: Kinder, die schielen, verhalten sich oft ängstlicher. Sie trauen sich zum Beispiel nicht, eine Stufe hinunter zu springen oder stolpern häufiger als ihre Altersgenossen. Beobachten dies Eltern, sollten sie sicherheitshalber einen Augenarzt aufsuchen und abklären lassen, ob das Kind schielt. Generell empfehlen Augen- und Kinderärzte im Alter von zweieinhalb Jahren eine Vorsorgeuntersuchung.

Säuglinge koordinieren ihre Augen noch nicht richtig und schielen deswegen öfter für Sekunden. Besteht dann ein Grund zur Sorge?

Gutzeit: Bis zum Alter von etwa fünf Monaten ist dieses sogenannte Babyschielen harmlos. Danach gilt es für die Eltern zum Augenarzt zu gehen.

Wie sieht die Behandlung aus?

Gutzeit: Der Augenarzt klebt das gesunde Auge mit einem speziellen Pflaster ab. Okklusionspflaster lautet der Fachbegriff. Das schielende Auge lernt jetzt, gerade zu schauen und scharf zu sehen.

Wie erfolgreich verläuft diese Okklusionsbehandlung?

Gutzeit: Bei positiven Verlauf unterscheidet sich Sehschärfe der beiden Augen nicht mehr voneinander. Dies gelingt bei etwa 15 Prozent der Kinder nicht. Ziel ist es in jedem Fall, dem Auge Lesefähigkeit zu ermöglichen. Das bedeutet eine Lebensversicherung gegen Berufsunfähigkeit, falls dem guten Auge etwas zustößt. Dieses Ziel wird in den allermeisten Fällen erreicht.

Woran liegt das?

Gutzeit: Ein Pflaster macht Sinn, wenn Sie damit vor dem vierten Geburtstag beginnen. Danach sinken die Erfolgsaussichten deutlich. Außerdem erfordert diese Behandlung von Eltern und Kind eine gewisse Disziplin. Gerade am Anfang, wenn das schielende Auge noch schlecht sieht und das gute Auge abgedeckt ist, versuchen die Kinder das Pflaster weg zu reissen. Da müssen sich die Eltern durchsetzen und das Pflaster immer aufkleben.

Wann operieren sie ein Auge?

Gutzeit: Eine Operation führe ich gerne vor der Einschulung durch. Damit schaffe ich die Voraussetzung für beidäugige Zusammenarbeit und räumliches Sehen. Zudem nimmt das Hänseln wegen des Silberblicks ihres Kindes in der Schule im Vergleich zum Kindergarten weiter zu. Der ambulant durchgeführte Eingriff lohnt sich immer, wenn er die Fehlstellung des Auges verbessert. Das kann zwar noch mit 20 oder 30 Jahren geschehen. Dann ist die Chance für eine Beidäugigkeit weitaus geringer.

geschrieben von: Neue Apotheken Illustrierte

Kategorien: Familie