Zöliakie bei Kindern: Ein Leben ohne Pizza und Kekse?
Immer mehr Kinder leiden unter Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten. Dazu zählt auch die Autoimmunerkrankung Zöliakie: Betroffene vertragen kein Gluten mehr, das natürliche Klebeeiweiß in Getreiden. Für an Zöliakie erkrankte Kinder heißt es von da an: Finger weg von Getreideprodukten wie Brot, Nudeln oder Keksen!
Zöliakie – eine Modekrankheit?
Zöliakie genießt wie andere Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten den zweifelhaften Ruf einer Modekrankheit: Da die Forschung wie die Diagnosemöglichkeiten in den vergangenen Jahren große Fortschritte machten, steigt die Zahl der an Zöliakie erkrankten Menschen in der Statistik an.
Dabei steigt ebenso das öffentliche Bewusstsein für die Krankheit und verbindet sich mit dem Wunsch nach einer bewussteren Esskultur. So läuft man Gefahr, die Krankheit Zöliakie zu unterschätzen. Die Erkrankung bleibt immer noch oft unentdeckt, kann jedoch schwerwiegende Folgen haben.
Diagnose durch Biopsie
Viele Kinder erleiden die ersten Symptome ein paar Monate, nachdem sie erstmals glutenhaltige Speisen zu sich genommen haben. Andere erkranken erst im Jugendalter. Viele Forscher sehen eine genetische Veranlagung als Ursache für Zöliakie. Die Autoimmunerkrankung ist schwer erkennbar: Sie tritt verzögert auf und die Symptome fallen sehr diffus aus.
Mögliche Symptome einer Zöliakie:
- Wachstumsstörungen,
- Eisenmangel,
- Müdigkeit,
- Lustlosigkeit,
- und Verdauungsstörungen (Blähungen, Verstopfung, Durchfall).
Da die Symptome in manchen Fällen nicht auftreten oder genauso auf andere Erkrankungen hinweisen können, muss der Arzt oft mehrere Untersuchungen durchführen, bis die Diagnose feststeht. Halten Sie sich währenddessen an die Anweisungen des Arztes, sonst verfälschen Sie die Ergebnisse!
Oftmals sammelt der Arzt erste Hinweise durch Blutuntersuchungen. Für die endgültige Diagnose wird meist eine Biopsie durchgeführt: Hier entnimmt der Arzt eine Gewebeprobe aus dem Dünndarm und untersucht sie.
Dabei kann er erkennen, inwiefern die Dünndarmzotten an der Schleimhaut des Darms betroffen sind. Das Gluten löst nämlich bei Zöliakie-Patienten Reaktionen im Darm aus: Der Dünndarm entzündet sich. Dabei werden die Dünndarmzotten zerstört, die wir für die Verdauung brauchen. Deshalb sollte eine Zöliakie auch therapiert werden, da sie sonst unter Umständen zu schweren Erkrankungen wie Krebs führt.
Nur Enthaltung hilft
Die einzig wirksame Therapie bei Zöliakie: Enthaltung. Die kleinen Patienten sollten keine Getreideprodukte mehr zu sich nehmen. Das heißt im Klartext: Kein Weizen, Dinkel, Roggen, Gerste, Hafer oder Grünkern. Und damit keine Pizza, keine Nudeln, kein Brot, kein Müsli, kein Kuchen und keine Kekse. Kein paniertes Schnitzel oder mit Mehl gebundene Soßen. Diese Ernährungsumstellung wird Ihrem Kind sicher nicht leicht fallen, aber dafür lebt es beschwerdefrei.
Wichtig: Nehmen Sie die Ernährungsumstellung nach der Diagnose sanft, aber bestimmt vor. Klären Sie Ihr Kind über seine Krankheit auf – dem Alter angemessen. Es wird die Diät sein Leben lang einhalten müssen: Eine Zöliakie verläuft chronisch und bleibt dem kleinen Patienten ein Leben lang erhalten.
Wie kann mein Kind glutenfrei essen?
Sehr hilfreich: Mittlerweile gibt es in den meisten Supermärkten, Reformhäusern und Drogerien glutenfreie Produkte. Sie sind mit dem Symbol einer durchgestrichenen Ähre gekennzeichnet. So können Sie glutenfreies Mehl, Brot oder Kekse kaufen. Im Internet gibt es sogar für die Weihnachtszeit leckere glutenfreie Lebkuchen zu kaufen.
Seien Sie vorsichtig bei Fertigprodukten: Die meisten von ihnen enthalten Gluten als Zusatzstoff, da es stabilisierend und bindend wirkt. Gluten findet sich beispielsweise ebenso in Joghurt, Eis, Pommes oder Soßen. Studieren Sie sorgfältig die Zutatenliste! Am besten greifen Sie zu unbehandelten Nahrungsmitteln. Die gute Nachricht: Ihr Kind kann weiterhin unbehandeltes Gemüse, Obst, Fleisch und Fisch essen. Auch naturbelassene Milchprodukte sind kein Problem.
Hier sind ein paar Ideen für glutenfreie Ernährung: Statt Getreideprodukte reichen Sie als Beilagen Reis und Kartoffeln. Hirse, Quinoa, Linsen und Polenta sind ebenso erlaubt und gesund. Als Müsli schmeckt glutenfreies Amaranth sehr lecker. Für das Binden der Soße eignet sich glutenfreie Speisestärke statt Mehl. Oder Sie kochen asiatische Rezepte: Viele Gerichte aus Fernost kommen ohne Gluten aus.
Backen mit glutenfreiem Mehl
Falls Sie gerne backen, ist eine Brotbackmaschine keine schlechte Idee: Backen geht genauso gut mit glutenfreiem Mehl aus Kastanien oder Teff. Dabei können Sie das Mehl entweder im Reformhaus kaufen oder sich selbst ein passendes glutenfreies Mehl mischen.
Vorsicht beim Backen: Gluten wirkt bindend und stabilisierend. Glutenfreiem Mehl fehlen folglich oftmals diese Eigenschaften. So nimmt glutenfreies Mehl mehr Wasser auf – der Teig ist damit nicht so saftig wie bei herkömmlichen Mehlen. Deshalb mischen Sie am besten verschiedene glutenfreie Mehle. Beispielsweise bietet sich eine Mischung aus Kartoffel-, Reis- und Buchweizenmehl an. Tipp: Verdickungsmittel wie Johannisbrotkernmehl wirken bindend.
Auswärts essen mit Zöliakie
Für kleine Zöliakie-Patienten ein großes Minenfeld mit vielen Versuchungen: Auswärts essen. In Restaurants ist die Auswahl für Ihr Kind sehr eingeschränkt. Und wer weiß, ob die Soßen mit Mehl gebunden sind oder nicht? Zur Sicherheit also immer nachfragen. Für Reisen ins Ausland können Sie im Internet Kärtchen herunterladen, die dem Koch die Krankheit Ihres Kindes in verschiedenen Sprachen erklären. Bei Geburtstagsfeiern kann Ihr Kind Brot und Kuchen selber mitnehmen.
Vor einem Kindergarten- oder Schulausflug sollten Sie den Betreuer informieren und sich gemeinsam Alternativen überlegen (eventuell bringt Ihr Kind seine eigenen Nudeln mit). Vorsicht: Viele Menschen haben falsche Vorstellungen von Zöliakie – und missdeuten die Krankheit als Weizenallergie oder ähnliches.
Stellen Sie vorher sicher, dass der Betreuer oder die Eltern der Freunde alles richtig verstanden haben. Geben Sie Ihrem Kind eventuell eine Liste mit verbotenen Speisen mit. Klären Sie es über seine Krankheit auf und machen Sie deutlich, warum es nicht immer das Gleiche essen kann wie die anderen Kinder.
Hilfreiche Informationen über glutenfreie Produkte sowie Rezepte finden Sie bei der Deutschen Zöliakie Gesellschaft. Darüber hinaus empfehlen wir einen Blog mit glutenfreien Rezepten zum Selberbacken.
Von Lisa Mayerhofer
Foto oben von: © Ilike – Fotolia.com
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